Widmaier: Zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen

Ausgesprochen positiv wird der "Müller-Plan" zur Verbesserung der Südbahn-Strecke zwischen Friedrichshafen und Ulm im Kreis Ravensburg aufgenommen.

Landrat Kurt Widmaier zeigte sich gestern auf SZ-Anfrage zuversichtlich, dass die Elektrifizierung vorankomme. Wie in unserer Samstagsausgabe im "Landesüberblick" berichtet, setzt die Deutsche Bahn AG auf der Südbahnstrecke ab Ende 2003 neue, klimatisierte Doppelstockwagen ein, welche die allseits beklagten "Rumpelzüge" vom Typ Silberling ablösen sollen. Gezogen werden diese Doppelstockwagen ab 2004 von neuen, kräftigeren Dieselloks. Über die Zusatzlinie Lindau-Aalen werden künftig auch die Messe und der Flughafen in Friedrichshafen direkt angebunden: Statt 1 Stunde 35 Minuten brauchen die neuen Züge von Friedrichshafen-Flughafen nach Ulm nur noch 57 Minuten.

"Besseres Wagenmaterial und kürzere Fahrtzeiten - eine großartige Veränderung", schwärmt Landrat Kurt Widmaier. Was ihn überdies besonders freut, ist der Plan des baden-württembergischen Umwelt- und Verkehrsministers Ulrich Müller zur Elektrifizierung der Südbahn, die die Strecke "in Zukunft auf viele, viele Jahre hin" sichern würde. Der so genannte Müller-Plan geht entweder von einer hohen Priorisierung des Vorhabens im Bundesverkehrswegeplan aus - was aber nicht allzu wahrscheinlich ist. Oder aber von einer Splitter-Finanzierung Bund-Land-Kommunen nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG).

Gesetzt den Fall, Bund und Land würden 85 Prozent der etwa 100 Millionen Euro Kosten für die Südbahn-Elektrifizierung zahlen, blieben an den Landkreisen Ravensburg, Bodensee, Biberach, Alb-Donau und der kreisfreien Stadt Ulm 15 Millionen Euro hängen. Diese Summe würde jedoch nicht schlicht durch fünf geteilt. "Über den kommunalen Verteilungsschlüssel werden wir Gespräche führen und sicher zu einem guten Ergebnis kommen", ist sich Landrat Widmaier sicher. "Meiner Meinung nach ist das finanziell machbar. Vor allem in Relation zu dem, was man für das Geld bekommt." Zudem erhoffen sich die Kreise durch die Mitfinanzierung auch ein Mitspracherecht oder eine Projektträgerschaft. "Auf jeden Fall haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen."

Sehr optimistisch, was eine schnelle Verbesserung des Fahrkomforts auf der Südbahn angeht, ist auch der Verkehrsexperte und stellvertretende Verbandsdirektor des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben, Stefan Saeger. "Die neuen Doppelstockwagen sind mit etwa 60 Tonnen pro Waggon fast doppelt so schwer wie die Silberlinge und haben eine hohe Laufruhe, sind komfortabel gefedert und klimatisiert." Würden sie anfangs noch von Dieselloks gezogen, kämen nach der Elektrifizierung 2006 bis 2009 Elektrotriebwagen zum Einsatz.

Nutznießer der Elektrifizierung wären nicht nur die oberschwäbischen Pendler und Touristen, sondern auch die Wirtschaftsunternehmen. Die Verkehrsexpertin der IHK Bodensee-Oberschwaben, Bettina Wolf, bezeichnete den Müller-Plan gestern als "tolle Sache" und "Meilenstein" für die Südbahn, wenn Bund, Land und die beteiligten Kommunen sich einig sind. "Das Konzept ist schlüssig." Die GVFG-Finanzierung sei eine gute Alternative zu einer Verwirklichung im Zuge des Bundesverkehrswegeplanes.

(Stand: 29.07.2002 23:30)